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  • Cisco Cybersecurity Readiness Index 2023 zeigt: Deutschland weltweit im Mittelfeld, in Europa aber Spitze
  • Guter Schutz von Endgeräten und Netzwerken, aber mangelnde Datensicherheit
  • 55 Prozent der deutschen Unternehmen hatten im letzten Jahr einen Cybersicherheits-Vorfall – die Hälfte davon verursachte mindestens 300.000 US-Dollar Schaden
  • 77 Prozent befürchten in den nächsten 12 bis 24 Monaten eine Störung ihres Geschäftsbetriebs durch Cyberkriminalität

München, 22. März 2023 – Wie gut sind deutsche Unternehmen auf IT-Angriffe vorbereitet? Weltweit liegen sie nur im Mittelfeld, doch in Europa auf einem guten zweiten Platz hinter Großbritannien. Stark sind deutsche Unternehmen insbesondere bei der Absicherung von Endgeräten und Netzwerken. Beim Thema Datensicherheit gibt es noch Nachholbedarf. Das zeigt der Cisco Cybersecurity Readiness Index 2023.

 Die Anforderungen an Cybersicherheit haben sich durch die COVID-19-Pandemie deutlich verändert. Statt eines festen Arbeitsorts mit statischem Unternehmensnetzwerk kommen bei Hybrid Work und virtueller Collaboration nun mehrere Geräte an diversen Standorten zum Einsatz. Unternehmen müssen daher nicht nur ihre Security-Strukturen umbauen, sondern sich auch gegen neue und ständig weiterentwickelnde Gefahren schützen. Der Cisco Cybersecurity Readiness Index 2023 hat ermittelt, wie weit Unternehmen diesen neuen Herausforderungen gewachsen sind. Auf Basis von 6.700 Expertenbefragungen wurden die Unternehmen in vier Reifegrade eingeteilt: Anfänger (Beginner), Gestalter (Formative), Fortgeschrittene (Progressive) und Reife (Mature).

Deutschland im internationalen Vergleich

Den höchsten Reifegrad (Mature), der bestmöglich vor modernen Sicherheitsrisiken schützt, erreichen weltweit nur 15 Prozent der Unternehmen. In Deutschland sogar nur 11 Prozent. Damit liegen deutsche Unternehmen weltweit nur im Mittelfeld von 27 untersuchten Ländern. In Europa belegen deutsche Unternehmen einen guten zweiten Platz hinter Großbritannien.

Am besten schneiden deutsche Unternehmen bei der Endgerätesicherheit mit dem weltweit zehnten Platz (Mature & Progressive) ab. Der Schutz von Netzwerken ist in Deutschland am besten ausgeprägt (Platz 11), was unter anderem an einem vergleichsweise häufigen Einsatz von Firewalls mit intregriertem Intrusion Prevention System (IPS) liegt (DE: 78% vs. Global: 69%).

Der Schutz von Anwendungen (Platz 13) und Identitäten (Platz 15) nimmt bereits ab, und beim Thema Datensicherheit hinkt Deutschland klar hinterher (Platz 20). Hauptgrund ist der niedrigere Einsatz von Backup & Recovery-Tools. Nur 55 Prozent der deutschen Unternehmen gaben an, diese Tools im Einsatz zu haben, während es weltweit im Schnitt 67 Prozent sind. Auch Host IPS & Protection Tools werden in Deutschland deutlich weniger eingesetzt (29 Prozent vs 41 Prozent weltweit). Dies zeigt sich auch im europäischen Vergleich: Von acht untersuchten Ländern ist Deutschland bei der Datensicherheit nur Sechster, in allen anderen Kategorien Zweiter oder Dritter.

„Die globale Studie zeigt, dass deutsche Unternehmen großen Aufholbedarf in Sachen IT-Sicherheit haben. Wir sind in der Breite nicht ausreichend auf Profi-Niveau gegen Cyberangriffe geschützt“, so Michael von der Horst, Managing Director Cybersecurity bei Cisco Deutschland. „IT-Security ist heute ein kontinuierlicher Prozess des Härtens und Neujustierens der Schutzmechanismen – und zwar über alle Bereiche der IT hinweg.

Denn Cyberkriminelle nutzen in einer Hybrid Work-Welt jede Schwachstelle aus, egal wo sich diese befindet. Das C-Level muss daher für einen umfassenden Schutz aller Systeme sorgen.“

Großer Schaden durch Attacken

Die meisten deutschen Unternehmen sind bereits Opfer von Cyberkriminalität geworden. 55 Prozent der Befragten berichten von einem Vorfall in den letzten 12 Monaten, jeder zweite davon (49%) verursachte einen Schaden von mindestens 300.000 US-Dollar. Zum Vergleich: Weltweit bemerkten 60 Prozent einen Vorfall, der bei 54 Prozent der Betroffenen einen Schaden von mindestens 300.000 US-Dollar anrichtete. In Deutschland erwarten 77 Prozent (weltweit: 82%) in den nächsten 12 bis 24 Monaten eine Störung ihres Geschäftsbetriebs durch Cyberkriminalität. Um dies zu verhindern, planen 81 Prozent der deutschen Unternehmen (weltweit: 86%), ihr Budget für Cybersicherheit in den nächsten 12 Monaten um mindestens 10 Prozent zu erhöhen.

Weltweite Ergebnisse

Im weltweiten Vergleich überrascht auf den ersten Blick, dass Unternehmen in Industrienationen einen insgesamt geringeren Cybersecurity-Reifegrad aufweisen als Firmen aus Entwicklungs- oder Schwellenländern. So bilden Indonesien, Thailand, Brasilien, Indien und die Philippinen die Top 5. Allerdings sind die einzelnen Länder schwer miteinander zu vergleichen, da es unterschiedliche Voraussetzungen gibt.

Der Cisco Security Readiness Index erklärt den Rückstand der Industrieländer mit den vielen eingesetzten Altsystemen, die modernste IT-Security oft gar nicht unterstützen – zum Beispiel in alten Produktionsumgebungen. Dagegen konnten Schwellenländer häufig mit durchgängig neuen Sicherheitslösungen ohne Altlasten in Digitalisierungsprojekte starten. Die Schlusslichter bilden Japan und Südkorea. In Europa schneiden Frankreich und die Niederlande besonders schlecht ab.

Ebenfalls interessant: Mittelgroße Unternehmen haben insgesamt den höchsten Reifegrad weltweit (19 % Mature). Während kleine Firmen aufgrund ihrer geringeren Finanzmittel den niedrigsten Reifegrad aufweisen (10 % Mature), werden große Unternehmen durch ihre komplexen IT-Umgebungen gebremst.

Über die Studie

Der Cisco Cybersecurity Readiness Index 2023 basiert auf einer Doppelblind-Umfrage unter 6.700 Führungskräften in 27 Ländern, die in ihren Unternehmen für Cybersicherheit zuständig sind. Die Untersuchung wurde zwischen August und September 2022 mittels Online- und Telefoninterviews durchgeführt. Für Deutschland wurden 300 Experten befragt. Die vollständige Studie ist hier verfügbar.

 

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