- Meta-Studie und neue Umfrage zeigen: Digitalisierung in Deutschland schreitet voran, Chancen werden aber nicht überall konsequent genutzt– es scheint eine gewisse Digitalmüdigkeit zu geben
- Starker Anstieg bei Homeoffice, Breitband, Online-Banking und Bürgerservices, aber noch ungenutztes Potenzial bei Cybersicherheit, Fachkräftemangel und Telemedizin
- Für 41 Prozent der Deutschen hat sich die Digitalisierung hierzulande im Vergleich zur Zeit vor Corona verbessert, Investitionen vor allem in Cybersicherheit (43%) gefordert
Garching, 5. Februar 2025 – Wie hat sich die Digitalisierung in Deutschland in den letzen fünf Jahren entwickelt? Gab es einen Digital-Schub durch Corona und was ist davon übrig geblieben? Um dies zu beantworten, hat Cisco, der weltweit führende Anbieter von Netzwerk- und Cybersicherheitslösungen, den Cisco Digital Kompass 2025 entwickelt. Er kombiniert zahlreiche bestehende Datenpunkte mit neuen Erhebungen. Heraus kommt ein gemischtes Bild der Digitalisierung in Deutschland: Es gibt zwar viele spürbare Verbesserungen im digitalen Angebot, aber nicht überall werden die Möglichkeiten konsequent genutzt. Dies liegt wohl an einer gewissen Digitalmüdigkeit. Der Wille zu mehr Digitalisierung scheint in einigen Bereichen zu fehlen. Als Reaktion darauf unterbreitet Cisco Vorschläge für eine Digitale Agenda 2029.
Der Cisco Digital Kompass 2025 führt eine Neubewertung der Bereiche resiliente Wirtschaft, moderner Staat und digitaler Alltag in Sachen Digitalisierung durch und vergleicht sie mit den persönlichen Erfahrungen der Bevölkerung Ende 2024.
„Wir haben in den letzten fünf Jahren viel erreicht, Deutschlands Digitalisierung ist besser als ihr Ruf“, sagt Uwe Peter, Chef von Cisco in Deutschland. „Aber Deutschland kann mehr Digitalisierung. Es fehlt leider oft der Wille, die Technologien ganz konsequent auszubauen und anzuwenden. Wir müssen uns die Frage stellen: Wollen wir mit unseren digitalen Lösungen und Infrastrukturen irgendwie zufrieden sein oder wollen wir weltweit führend werden, mit einer Digitalisierung, die uns stolz macht? Eine Digitalmüdigkeit können wir uns 2025 nicht leisten.“
Wirtschaft: Investitionen steigen deutlich – Ergebnisse und Nutzung nur Mittelmaß
Die wirtschaftliche Stärke und Innovationskraft Deutschlands basieren zunehmend auf IT-gestützten Prozessen. Insgesamt haben sich die IT-Ausgaben von Unternehmen in Deutschland von 9,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf 14 Milliarden US-Dollar 2024 erhöht. Ein zentraler Treiber war dabei das Ermöglichen von mobilem Arbeiten. So stieg die Homeoffice-Quote von 13 auf 23 Prozent.
Die Verfügbarkeit von Gigabit-Anschlüssen (1.000 Mbit/s) erhöhte sich von 2019 bis 2024 von rund 43 Prozent auf etwa 75 Prozent der Haushalte. Bemerkenswert ist der Anstieg der reinen Glasfaseranschlüsse (FTTH/B) von etwa 12 Prozent auf 32 Prozent im gleichen Zeitraum. Auch wenn die tatsächliche Nutzung von Glasfaseranschlüssen ebenfalls gestiegen ist (von 1,4 Millionen auf 4,2 Millionen Haushalte), entspricht das nur 11 Prozent der Bevölkerung, die diese Möglichkeit auch aktiv nutzen.
Anzahl der Haushalte in Deutschland mit aktiv genutztem Glasfaser-Anschluss
Auch bei Top-Themen wie KI und Cybersecurity ist noch Luft nach oben: Laut dem Cisco AI Readiness Index 2024 hat für 98 Prozent der deutschen Unternehmen die Dringlichkeit des Einsatzes von KI-gestützten Technologien in den letzten sechs Monaten zugenommen. Gleichzeitig sehen sich nur 6 Prozent der Unternehmen bestmöglich auf KI vorbereitet.
Bei der Abwehrfähigkeit gegen Cyberangriffe sieht es noch schlechter aus: Nur 2 Prozent besitzen den höchsten Reifegrad, so der Cisco Cybersecurity Readiness Index 2024. Ein Jahr zuvor waren noch 11 Prozent der deutschen Unternehmen bestmöglich auf Angriffe vorbereitet – allerdings haben sich die Anforderungen durch KI seitdem auch deutlich erhöht. Der jährliche Gesamtschaden ist von 2019 bis 2024 von 103 Milliarden auf 267 Milliarden Euro angewachsen.
Verwaltung und Staat: Licht und Schatten bei Angeboten und Adaption
Auch auf staatlicher Ebene gibt es Licht und Schatten. So hat sich während Corona die Nutzungsrate von Diensten für E-Government und digitale Verwaltung von 40 Prozent im Jahr 2018 auf 54 Prozent 2020 erhöht, bleibt aber seitdem auf diesem Niveau (56% in 2024). Die Schweiz (66%) und Österreich (75%) sind hier deutlich weiter. Klar verbessert hat sich die digitale Ausstattung der Schulen. Während 2020 erst 37 Prozent der Schulen über Laptops oder Tablets für zumindest einige Klassen verfügten, waren es 2023 schon 90 Prozent.
Anteil der Bevölkerung, der Dienste für E-Government und digitale Verwaltung nutzt
Auf und ab ging es dagegen für die Telemedizin. Während eine Krankenkasse 2019 nur eine niedrige dreistellige Zahl an Videosprechstunden verzeichnete, waren es 2021 rund 956.000. In den Folgejahren die Anzahl wieder zurück, verzeichnet mit 576.000 Videosprechstunden im Jahr 2023 aber immernoch einen starkes Plus im Vergleich zu vor der Pandemie.
Digitalisierung im Alltag: Neue Angebote setzen sich langsam durch
Im Alltag der BundesbürgerInnen macht sich die Digitalisierung ebenfalls deutlich bemerkbar. Zum Beispiel erhöhte sich der Anteil der Deutschen, die Bankgeschäfte online oder mobil erledigen, von etwa 52 Prozent 2019 auf 84 Prozent 2024. Die Zunahme zeigt sich über alle Altersgruppen hinweg.
Auch die Zahl der NutzerInnen von Fitness-Trackern hat sich erhöht. Während sie 2019 noch bei 3 Millionen lag, erreichte sie 2024 schon 4,2 Millionen. Dieser Anstieg verlief relativ kontinuierlich. Dies gilt ebenso für das Streaming. Die Anzahl der Pay-TV- und Streaming-AbonnentInnen in Deutschland erhöhte sich von 15,0 auf 21,1 Millionen. Die Anzahl der jährlichen Musikstreams in Deutschland wuchs von 109 auf 213 Milliarden. 2024 hat die Hälfte der Deutschen mindestens einen Arzttermin online gebucht, während es 2019 erst ein Viertel war.
Bevölkerungsumfrage: Kontaktloses Bezahlen im Aufwind, Telemedizin und E-Learning ohne Schwung
Eine Umfrage unter 2.000 Deutschen im Dezember 2024 ergab, dass der Gewinner bei den digitalen Technologien seit Corona das kontaktlose Bezahlen ist. Befragt nach der Nutzung, gaben 41 Prozent der BundesbürgerInnen an, ihre Rechnungen häufiger per Karte oder Handy-Apps zu begleichen. Auf Platz 2 liegen digitale Bürgerservices, die 33 Prozent häufiger nutzen, knapp vor KI-basierten Helfern und Video-Streaming (je 32%). Zu den klaren Verlierern gehört die Telemedizin. Zwei Drittel haben diesen Dienst noch nie genutzt. Etwa die Hälfte verwendet nie Angebote für digitale Fitness (51%) und E-Learning (50%).
41 Prozent der Befragten sagen, dass sich die Digitalisierung in Deutschland im Vergleich zur Zeit vor Corona verbessert hat, während 39 Prozent keine Veränderung und 11 Prozent eine Verschlechterung sehen. Allerdings sind die Deutschen gut für Cyberrisiken sensibilisiert. So achten 45 Prozent der Deutschen stärker auf schädliche E-Mails. Rund ein Drittel verwendet häufiger Multifaktor-Authentifizierung (34%) oder passt bewusst Cookie-Einstellungen an (33%). Nur wenige sind bei diesen Themen nachlässiger geworden.
Laut den BundesbürgerInnen muss Deutschland vor allem in Cybersicherheit (43%) investieren, um international erfolgreich zu bleiben. Dahinter folgen digitale Verwaltung (36%) und IT-Infrastruktur (35%).
Nutzung von Technologien im Vergleich 2019 bis 2024 (Anteil der Antworten)
Mehr Informationen und Einschätzungen von Cisco-ExpertInnen finden sie im „Cisco Digital Kompass 2025“. Dort gibt es auch mehr Informationen zu Ciscos Vorschlägen für eine Digitale Agenda 2029.
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