- Globale Cisco-Studie untersucht „KI-Readiness“: 8.000 IT-Führungskräfte in 30 Ländern befragt, 300 davon aus Deutschland
- Nur noch 6 Prozent der Unternehmen sind optimal auf KI vorbereitet, gegenüber 7 Prozent 2023
- Gut gerüstet sind weiterhin 29 Prozent, lediglich 1 Prozent hinkt hinterher
- Bestnoten für KI-Strategie, Umsetzung mangelhaft
- Fast alle (98 %) deutschen Unternehmen sagen, dass der KI-Einsatz immer dringlicher wird
- 47 Prozent glauben, dass sie maximal ein Jahr Zeit haben, um ihre KI-Strategie umzusetzen
Garching, 2. Dezember 2024 – KI-Stillstand in Deutschland: Nur 6 Prozent der deutschen Firmen sind bestmöglich auf KI vorbereitet – vergangenes Jahr waren es noch 7 Prozent. Das zeigt der aktuelle Cisco „KI-Readiness Index“, für den weltweit 8.000 IT-Verantwortliche in 30 Ländern befragt wurden. Weitere 29 Prozent der deutschen Unternehmen sind gut gerüstet, genauso viele wie 2023. Dennoch sagen in Deutschland fast alle Befragten (98 %), dass der Einsatz von KI in den letzten sechs Monaten dringlicher geworden ist.
„Stillstand bei KI-Readiness bedeutet faktisch einen Rückschritt. Das können wir in Deutschland nicht ignorieren“, sagt Christian Korff, Mitglied der Geschäftsführung von Cisco Deutschland und Leiter der Bundesfachkommission „Künstliche Intelligenz und Wertschöpfung 4.0“ vom Wirtschaftsrat der CDU. „Der leichte Rückgang in der Spitzengruppe verdeutlicht die Herausforderungen für Unternehmen bei der Einführung, dem Betrieb und der optimalen Nutzung von KI. Angesichts der rasanten Marktentwicklung und der zu erwartenden großen Auswirkungen von KI auf den Geschäftsbetrieb ist die KI-Readiness für den Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb erfolgskritisch. Und aktuell treten wir auf der Stelle.“
Deutschland in Europa nur noch Mittelmaß
Bezogen auf die Spitzengruppe der Schrittmacher („Pacemaker“), die als vollständig vorbereitet auf KI gelten, ist Deutschland in Europa vom dritten auf den sechsten Rang abgerutscht. Großbritannien liegt mit 10 Prozent vorne, gefolgt von Italien (9 %), Spanien (9 %) der Schweiz (8 %) und den Niederlanden (7 %). Fasst man die ersten beiden Kategorien zusammen („Schrittmacher/Pacemaker“ und „Verfolger/Chasers“), liegt Deutschland weiterhin auf dem dritten Platz (35 %), hinter Großbritannien (47 %) und Spanien (40%).
Die KI-Bereitschaft deutscher Unternehmen 2023 und 2024 im Vergleich
Erfolgsdruck steigt – doch Investitionen bleiben hinter Erwartungen zurück
Zur Steigerung der internationalen Konkurrenzfähigkeit bleibt aber nur wenig Zeit. 47 Prozent der Deutschen glauben, dass sie ihre KI-Strategie innerhalb eines Jahres umsetzen müssen. Sonst rechnen sie mit erheblichen negativen Auswirkungen auf ihr Geschäft. 84 Prozent sehen hier einen Zeitraum von höchstens 18 Monaten.
Entsprechend setzen Unternehmen erhebliche Ressourcen für KI ein. 42 Prozent der Unternehmen investieren aktuell zwischen 10 und 30 Prozent ihres IT-Budgets in KI. In den nächsten vier bis fünf Jahren planen 19 Prozent der Unternehmen sogar mehr als 40 Prozent ihres Budgets für KI bereitzustellen. Dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber den 2 Prozent, die das heute bereits tun. Die KI-Investitionen verteilen sich dabei fast gleichwertig auf drei strategische Bereiche: Im Bereich Cybersicherheit (37 %) setzen die meisten Unternehmen bereits KI ein, gefolgt von IT-Infrastruktur (35 %) und Datenanalyse (35 %). Zu den wichtigsten Investitionszielen gehören dabei höhere Effizienz und Produktivität (48 %), Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit (43 %) sowie verbesserte Kundenerfahrung und -zufriedenheit (45 %).
Trotz dieser Aufwendungen sagen 4 von 10 Befragten, dass ihre Investitionen keine oder unter ihren Erwartungen liegende Erfolge erzielen. Dies gilt insbesondere für die Verbesserung (45 %), Unterstützung (40 %) oder Automatisierung (41 %) von Prozessen.
Deutschland Spitzenreiter bei KI-Strategie
Der Cisco KI-Readiness Index wird anhand von sechs Bereichen ermittelt: Strategie, Infrastruktur, Daten, Governance, Fachpersonal und Unternehmenskultur. Dabei erhalten deutsche Unternehmen weiterhin gute Noten im Fach Strategie. Hier ist der Anteil in den beiden besten Gruppen „Schrittmacher“ und „Verfolger“ sogar von 69 Prozent auf 77 Prozent gestiegen. Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich auf Platz 1. Denn schon 95 Prozent der deutschen Unternehmen verfügen über eine KI-Strategie oder entwickeln sie. Auf der anderen Seite verfügen jedoch nur 35 Prozent über ein Messverfahren für die Effekte KI-basierter Lösungen.
„Deutschland ist beim Thema KI Europameister in der Planung, da gibt es gute Fortschritte. Das ist aber nur die halbe Miete, wir müssen deutlich stärker in die Umsetzung kommen. Von Powerpoint-Folien allein ist noch keine KI-Strategie erfolgreich geworden. Wir müssen vor allem im Bereich der Infrastruktur und Rechenzentren aktiver weden in Deutschland, aber auch bei der Aufbereitung und Nutzung von Daten“, ergänzt Korff.
Der Reifegrad deutscher Unternehmen bei der KI-Strategie 2023 und 2024 im Vergleich
Probleme bei der Infrastruktur
In Sachen Infrastruktur steht Deutschland im europäischen Vergleich gut da, hat aber dennoch niedrige Werte. Mit 36 Prozent (2023: 34 %) in den ersten beiden Gruppen ist Deutschland hinter Großbritannien am zweitbesten auf die Infrastrukturanforderungen von KI vorbereitet. Wirft man jedoch einen Blick auf die einzelnen Kriterien, zeigt sich, dass nur 14 Prozent der deutschen Unternehmen über die erforderlichen Grafikprozessoren verfügen, um den aktuellen und künftigen KI-Anforderungen gerecht zu werden. Lediglich 20 Prozent können Daten in KI-Modellen mit End-to-End-Verschlüsselung, Sicherheitsaudits, kontinuierlicher Überwachung und sofortiger Reaktion auf Bedrohungen schützen.Diese Lücken sind den Deutschen bewusst: 42 Prozent stufen die Verbesserung der Skalierbarkeit, Flexibilität und Verwaltbarkeit ihrer IT-Infrastruktur als oberste Priorität ein.
Qualifizierte Fachkräfte fehlen
In der Kategorie Fachpersonal verzeichnen deutsche Unternehmen einen starken Rückgang in der „KI-Readiness“ im Vergleich zum Vorjahr von 47 auf 40 Prozent. Somit rutscht Deutschland vom zweiten auf den dritten Platz in Europa. Gleichzeitig erhöht die Führungsebene den Druck auf die Mitarbeitenden, KI-Technologien zu implementieren. In fast der Hälfte (48 %) der deutschen Unternehmen geht die Initiative von CEO und Geschäftsführung aus, bei mehr als einem Drittel vom mittleren Management (37 %). Die größte Herausforderung bleibt dabei der Mangel an qualifizierten Fachkräften. In diesem Jahr geben nur 24 Prozent der Unternehmen an, dass sie über sehr gute Ressourcen und die richtigen MitarbeiterInnen für den erfolgreichen Einsatz von KI verfügen.
Unternehmenskultur, Governance und Daten abgeschlagen
In den anderen Bereichen sind die Ergebnisse ebenfalls ernüchternd. So ging der Anteil deutscher Firmen, die gut oder sehr gut auf die Datenanforderungen von KI vorbereitet sind, von 31 auf 30 Prozent zurück – Platz 4 in Europa. Obwohl Daten die Basis für sämtliche KI-Aktivitäten bilden, gibt es in diesem Bereich die meisten Nachzügler (22 %). In 88 Prozent der Unternehmen sind Daten nur fragmentiert oder in Silos gespeichert.
Bei Governance reduzierte sich der Anteil den beiden fortgeschrittenen Gruppen, „Schrittmacher“ und „Verfolger“, sogar von 35 auf 30 Prozent (Platz 5 in Europa). Das zeigt sich in der langsamen Einführung von KI-Richtlinien. Denn 74 Prozent der Unternehmen besitzen noch keine umfassende KI-Governance. In der Kategorie Unternehmenskultur rangiert Deutschland mit 40 Prozent hinter Großbritannien auf Platz zwei in Europa. Allerdings weist dieser Bereich die geringste Anzahl von Schrittmachern auf (4 %).